10 Jahre SDGs – Dringlichkeit, Herausforderungen und konkrete Handlungsansätze
Anlässlich des 10-jährigen Jubiläums der Sustainable Development Goals (SDGs) fand ein Stiftungslunch in Zusammenarbeit mit der SDG Allianz Liechtenstein statt. Als besondere Gäste durften wir Vertreter/innen des Club of Rome sowie des European Environment Bureaus (EEB) begrüssen. Gemeinsam wurde über den aktuellen Stand der SDGs, globale Herausforderungen und transformative Lösungen diskutiert.
Systemische Risiken und die Notwendigkeit eines Paradigmenwechsels
Der Input von Anders Wijkman, Ehrenpräsident des Club of Rome und ehemaliger EU-Parlamentarier, zeigte deutlich, dass die Weltgemeinschaft trotz Fortschritten weit hinter den eigenen Zielen zurückliegt. Der Ressourcenverbrauch hat sich in den letzten fünf Jahrzehnten verdreifacht, während nur rund 11 % aller Materialien wiederverwendet werden. Die Folgen sind gravierend: Rund 60 % der weltweiten Treibhausgasemissionen entstehen durch die Gewinnung und Verarbeitung von Rohstoffen.
Gleichzeitig geraten zentrale Ökosysteme zunehmend unter Druck. Wälder und Ozeane drohen aufgrund der Erwärmung ihre Rolle als CO₂-Senken zu verlieren. Mit jedem weiteren Grad Erderwärmung steigt das Risiko massiver Migrationsbewegungen. Hinzu kommt eine global ungleiche Wohlstandsverteilung, die das gesellschaftliche Vertrauen weiter untergräbt.
Wijkman machte deutlich: Ein einfaches „Weiter wie bisher“ ist nicht möglich.
Es braucht eine grundlegende Transformation – weg von linearen Wirtschaftsmodellen hin zu einer ressourceneffizienten und kreislauforientierten Wirtschaft. Dazu gehören neue Ansätze zur Nutzung von Rohstoffen, Reformen im Unternehmensrecht sowie ein Wirtschaftsmodell, das natürliche Ressourcen und ökologische Grenzen berücksichtigt.
Politische Rückschritte und Herausforderungen auf europäischer Ebene
Aus dem EEB berichtete die stellvertretende Generalsekretärin Patrizia Heidegger, dass Die politischen Rahmenbedingungen aktuell sehr schwierig seien: In wichtigen Nachhaltigkeits- und Umweltbereichen kommt es zu Rückschritten oder Verzögerungen. Mehrere Deregulierungsinitiativen bedrohen bestehende Umweltstandards, während sicherheitspolitische Ausgaben zunehmend Nachhaltigkeitsbudgets verdrängen. Auch Angriffe auf zivilgesellschaftliche Organisationen nehmen zu und gefährden ihre Rolle als kritische Stimmen und demokratiefördernde Kräfte.
Organisationen wie das European Environment Bureau setzen deshalb auf neue Strategien: Sie wirken Deregulierungsbestrebungen entgegen, machen die Kosten politischer Untätigkeit sichtbar, schaffen neue Narrative, stärken die europäische SDG-Plattform und fördern progressive Politik dort, wo dies möglich ist.
Rolle der Stiftungen: Mut, Kooperation und langfristiges Denken
Trotz der enormen Herausforderungen wurden klare Handlungsoptionen für Stiftungen aufgezeigt. Sie können durch mutige Investitionen, systemische Ansätze und sektorübergreifende Kooperationen wesentliche Impulse setzen – insbesondere in Bereichen wie Kreislaufwirtschaft, nachhaltige Mobilität, Armutsbekämpfung, Gleichstellung oder der Stärkung demokratischer Strukturen.
Fazit:
Die verbleibenden fünf Jahre bis 2030 verlangen ein radikales Umdenken – im Konsum, in der Ressourcennutzung und in unseren Wirtschaftsstrukturen. Der Stiftungslunch hat eindrücklich gezeigt, dass Stiftungen trotz begrenzter Mittel eine entscheidende Rolle spielen können, wenn sie sich gemeinsam für transformative Lösungen einsetzen.
> Zur Präsentation von Anders Wijkman, Ehrenpräsident Club of Rome