
Gemeinnützige Stiftungen in Liechtenstein verstärken ihre Wirkung durch nachhaltige Geldanlagen
Der wachsende Markt für nachhaltige Finanzprodukte bietet neue Chancen, um auch mit dem Vermögen Gutes zu bewirken. Für die weitere Entwicklung sind mehr Standards und Transparenz notwendig.
Die Philanthropie, verstanden als jede private freiwillige Handlung für den gemeinnützigen Zweck, ist vielfältig. Nebst dem traditionellen Spenden und der Freiwilligenarbeit gibt es zahlreiche neue Konzepte und Unterstützungsmöglichkeiten. Das nachhaltige Investieren ist insbesondere für gemeinnützige Stiftungen eine geeignete Form zur Erreichung einer positiven Gesamtwirkung.
Doppelte Rendite durch nachhaltiges Investieren
Gemeinnützige Stiftungen haben erkannt, dass sie nebst der Ausschüttung von Förderbeiträgen an Projekte auch durch ihre Vermögensanlage eine gesellschaftliche Wirkung erzielen können. Einerseits kann durch dasgezielte, zweckbezogene Investieren die Erreichung des Stiftungszwecksverstärkt werden. Andererseits kann zumindest vermieden werden, dass Investitionen in Unternehmen getätigt werden, die der Umwelt oder Gesellschaft schaden und nicht mit einem gemeinnützigen Charakter vereinbart werden können. Aus diesen Gründen berücksichtigt insbesondere die neue Generation der Philanthropen bei der Vermögensverwaltung zunehmend die sogenannten ESG-Faktoren (Kriterien für Umwelt, Soziales und Unternehmensführung). Dabei kann eine doppelte Rendite erzielt werden: Nebst der wissenschaftlich nachgewiesenen finanziellen Rendite, wird auch eine positive gesellschaftliche Wirkung erreicht.
Entwicklung von Standards und Transparenz
Das mit der wachsenden Nachfrage einhergehende steigende Angebot führte dazu, dass das nachhaltige Anlegen inzwischen kein Nischenmarkt mehr ist. Damit verbunden gibt es neue Herausforderungen zu bewältigen: Wie können die angebotenen Produkte beurteilt werden, ob diesenur einen Verkaufs- oder Marketingzweck erfüllen, oder ob wirklich die gewünschte positive gesellschaftliche Wirkung erzielt werden kann? Es gibt Bestrebungen der Vereinten Nationen, um durch Richtlinien wie durch die Initiative Principles for Responsible Investment (PRI) für mehr Standards und Transparenz zu sorgen. Es ist zudem zu beobachten, dass sich vermehrt auch Finanzakteure für die Professionalisierung des Marktes einsetzen. Aktuell haben mehr als hundert Investoren mit einem offenen, medienwirksamen Brief gefordert, dass umstrittene Waffenhersteller aus Indexprodukten verbannt werden sollen.
Finanzakteure als glaubwürdige Partner
In der Regel erhalten die Anleger jedoch immer noch wenig Hinweise zur optimalen Gestaltung des nachhaltigen Investierens. Die Komplexität des Themas verlangt zusätzliche Expertise, wobei die damit häufig verbundenen höheren Kosten und der zusätzliche Aufwand ein Hindernis zur konkreten Implementierung darstellen.Wie die 2017 erschienene Studie «Mit Stiftungsvermögen Wirkung erzielen» von Ingeborg Schumacher für die Schweiz und Liechtenstein zeigt, wünschen sich gemeinnützige Stiftungen Finanzakteure als glaubwürdige Partner, welche im Beratungsprozess auch in Bezug auf Nachhaltigkeit verschiedene Optionen einhergehend mit einer ehrlichen Kommunikation und einem fundierten Reporting systematisch verankern.
Hilfestellungen der Vereinigung liechtensteinischer gemeinnütziger Stiftungen
Die Vereinigung liechtensteinischer gemeinnütziger Stiftungen (VLGS) bietet den gemeinnützigen Stiftungen in dem aktuellen Thema der nachhaltigen Geldanlagen Hilfestellungen durch Veranstaltungen und Publikationen. Vorstandsmitglied der VLGS Christian Verling hat die Publikation «Nachhaltig investieren - Einführung für Stiftungsräte gemeinnütziger Stiftungen» verfasst. Diese stellt das Thema für Stiftungsverantwortliche strukturiert dar und bietet konkrete Handlungsanleitungen (kostenlos downloadbar unter www.vlgs.li). Auch in Zukunft wird die VLGS die Entwicklung einer interessanten Dynamik und weiteren Professionalisierung auf dem Gebiet der nachhaltigen Geldanlagen unterstützen.