Am 22. Juni 2023 fand das Weiterbildungsseminar «Stiftungspraxis WENIGER IST MEHR» am Center für Philanthropie der Universität Liechtenstein statt.
Für einen Förderantrag braucht eine Nonprofit-Organisation zwischen 32 und 63 Stunden Arbeitszeit (SwissFoundations, Grantee Review Report 2019). Wenn Projektträger von mehreren Stiftungen und Förderinstitutionen Geld erhalten, kann es sein, dass sie mehrere Wochen pro Jahr mit dem Berichtswesen verbringen. Ist das (immer) sinnvoll?
«Wenn wir mit Spenden möglichst viel Wirkung erzeugen wollen, bedeutet dies vor allem ein möglichst geringes Mass an Bürokratie». So die Meinung dazu von Christian Meyn vom Center für Philanthropie der Universität Liechtenstein.
Förderanträge und Berichte
Die Teilnehmenden des Weiterbildungsseminars waren sich einig, dass die Beziehung zwischen Förderstiftung und Non Profit Organisationen (NPO) auf Vertrauen, Kommunikation und Partnerschaft basieren sollte. Dies bedingt Transparenz auf beiden Seiten – Stiftungen sollten ihre Anforderungen an Förderanträge ganz offen kommunizieren. Wenn Anträge gezielt bei Förderstiftungen eingehen, verhindert dies Bürokratie auf beiden Seiten. Gleichzeitig sollten NGOs transparent über Erfolge und Misserfolge kommunizieren. Dies schafft Vertrauen und ist die Grundlage für eine langjährige Partnerschaft. Möglicherweise reduziert dies auch eine aufwendige Berichterstattung. Wenn Stiftungen Berichte benötigen, sollten Formate genutzt werden, welche die Partner*innen ohnehin für andere Kontexte erstellen (Jahresberichte, Jahresrechnungen, Social Reporting Standard (SRS)).
Projektbindung vs. Organisationsförderung
Auch das «Unrestricted Funding» ist ein Thema, mit dem sich Förderstiftungen auseinandersetzen sollten. 95 % aller Förderungen erfolgen projektbezogen, was es oftmals für Organisationen schwierig macht, unternehmerisch und langfristig zu agieren. Um als NPO langfristig erfolgreich zu sein, bedarf es auch Investitionen in die eigene Unternehmung, nicht zuletzt, um gute Mitarbeiter*innen einstellen zu können.
Förderverträge
Des Weiteren wurde das Thema Förderverträge von Prof. Dr. Alexandra Butterstein, Lehrstuhl für Gesellschaftsrecht der Universität Liechtenstein erläutert. Mit diesen können Stiftungen Förderungen unkompliziert vereinbaren. Hier gilt der Grundsatz: So viel wie nötig regeln, aber so knapp wie möglich.
Fördern mit mehr als Geld
Das letzte Thema dient der Stärkung der Resilienz der Förderpartner*innen – nämlich durch Fördern mit mehr als Geld. Hier kennt das Unterstützungsspektrum keine Grenzen. Es reicht vom Zugang zu Netzwerken über die Vermittlung von Trainings- und Beratungsangeboten bis hin zu Advocacy für die gemeinsame Sache.
Der Leitfaden weniger ist mehr, ein Gemeinschaftsprojekt von Impulse Stiften, Vertrauen Macht Wirkung, Haus des Stiftens, Arbeitskreis Förderstiftungen und der Universität Liechtenstein wurde im April 2023 neu aufgelegt und enthält auch Praxisbeispiele von Liechtensteinischen Gemeinnützigen Stiftungen. Es handelt sich dabei um einen Werkzeugkasten für moderne Förderstiftungen um effiziente, faire und partnerschaftliche Förderprozesse zu ermöglichen. Der Leitfaden kann unter https://www.weniger-ist-mehr.org/ heruntergeladen werden.
Herzlichen Dank an das Center für Philanthropie der Universität Liechtenstein, Prof. Dr. Marc Gottschald und Dr. Christian Meyn für das sehr praxisbezogene Weiterbildungsseminar «WENIGER IST MEHR» sowie an die Teilnehmenden, unter denen sich auch zahlreiche Mitgliedstiftungen der VLGST befanden, für die aktive Teilnahme und das Einbringen von interessanten Praxisbeispiele aus dem Stiftungsalltag.